Lauterbach: Long Covid ist großes Problem für Arbeitsmarkt

Berlin (dpa) - Die bei manchen Corona-Infektionen auftretenden
gesundheitlichen Langzeitfolgen sind nach Einschätzung von
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach nicht nur für die
Betroffenen ein Problem, sondern auch für das Gesundheitswesen und
die Gesellschaft insgesamt. «Wir haben nicht im Ansatz die Kapazität,
die vielen Fälle zu versorgen», sagte er im Interview mit «Zeit
Online». «Es gibt nicht genügend spezialisierte Ärzte, nicht genü
gend
Behandlungsplätze, wir haben noch keine Medikamente. Hier kommt
wirklich etwas auf uns zu.» Die mit Long Covid verbundenen Probleme
würden allgemein unterschätzt.

Der SPD-Politiker sagte: «Das wird auch für den Arbeitsmarkt relevant
sein, weil viele leider nicht mehr zu ihrer alten Leistungsfähigkeit
zurückkehren werden.» Er hoffe auch deshalb auf einen Impfstoff, der
auch gegen eine Ansteckung mit der Omikron-Variante helfe. «Denn
dieser schützt hoffentlich nicht nur vor einem schweren Verlauf,
sondern auch vor einer Infektion und damit auch vor Long Covid»,
führte der Minister weiter aus. Jede Corona-Infektion berge das
Risiko von Long Covid, hatte Lauterbach am Samstag bei Twitter
gewarnt.

«Long Covid trifft viele Infizierte», sagte der Vorstand der
Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch. Dabei spiele kaum
eine Rolle, ob jemand geimpft sei oder nicht. Für einen
Bundesgesundheitsminister sei es allerdings nicht angemessen, nur
Probleme zu benennen - «vielmehr ist Karl Lauterbach durch sein Amt
verpflichtet, die Nachsorge der Patienten professionell zu
organisieren». Bisher tue der Minister hier eindeutig zu wenig.

Laut einer am Mittwoch veröffentlichten Auswertung von
Versichertendaten der Techniker Krankenkasse waren von
Erwerbstätigen, die 2020 eine Corona-Diagnose mit PCR-Test bekommen
hatten, 2021 knapp ein Prozent mit der Diagnose Long Covid
krankgeschrieben. Die Krankschreibungen dauerten demnach relativ
lange - im Schnitt 105 Tage.