Siegen. . Vorrang bekommen Bewerber, die später als Landärzte arbeiten möchten. Einsatzbereit sind sie in elf Jahren – zu spät für viele Praxen.

Erstmals für das kommende Wintersemester wurden Bewerberinnen und Bewerber für das Medizinstudium im Rahmen einer Vergabequote ausgewählt, die sich zu einer späteren Hausarzttätigkeit in Bedarfsregionen in Nordrhein-Westfalen verpflichten. Dr. Dr. Charles Christian Adarkwah (Kreuztal), Dr. Oliver Haas (Erndtebrück) und Stefan Spieren (Wenden) nahmen als hausärztliche Juroren für Südwestfalen am Auswahlverfahren nach dem Landarztgesetz NRW teil, das jetzt unter Begleitung von Gesundheitsminister Karl Josef Laumann am Universitätsklinikum Münster stattfand.

Jedes Jahr knapp 150 Studienplätze

Von weit über 1.000 Bewerbern waren im Vorfeld knapp 300 Studieninteressierte nach einschlägigen Kriterien ausgewählt werden. Jeder zweite Bewerber, der das Verfahren durchläuft, wird einen der begehrten Studienplätze erhalten. „Man mag über die Quote denken, wie man will, aber es ist gut, dass im ländlichen Raum tätige Mediziner in die Auswahl aktiv einbezogen werden“, sagte Dr. Oliver Haas.

Schlusslicht Kreuztal

Die Stadt Kreuztal ist als einzige Kommune im Kreisgebiet im Förderverzeichnis der kassenärztlichen Vereinigung vertreten. Zwei Maßnahmen wurden bislang gefördert, dabei wurde eine Praxis vergrößert und eine Praxisschließung abgewendet.

Mit 85,6 Prozent hat der Bereich Kreuztal/Hilchenbach den schlechtesten Hausärzte-Versorgungsgrad im Kreis. Siegen (mit Netphen, Freudenberg und Wilnsdorf) hat 109,6 Prozent, Neunkirchen/Burbach 88,0.

Was genau hat es mit der Landarztquote auf sich? Ab dem kommenden Wintersemester werden jedes Jahr knapp 150 Studienplätze in NRW an Bewerber und Bewerberinnen vergeben, die sich im Zuge des zweistufigen Auswahlverfahrens qualifizieren und dazu verpflichten, im Anschluss an ihr Studium eine allgemeinmedizinische Weiterbildung zu absolvieren und danach 10 Jahre in unterversorgten ländlichen Regionen tätig zu sein. „Das Land NRW hat sich in Zusammenarbeit mit der Universität Münster ein sehr gerechtes, vielschichtiges und interaktives Bewerbungsverfahren ausgedacht, das verschiedene Qualitäten der Studieninteressierten abprüft“, stellte Dr. Oliver Haas fest. Mehr Details hierzu konnten nicht mitgeteilt werden, da sich die Juroren zur Verschwiegenheit verpflichtet haben.

Für viele Praxen ist Nachwuchs zu spät

Ein Wermutstropfen bleibt: „Die Studienbewerber, die wir in diesem Durchgang ausgewählt haben, werden frühestens in elf Jahren, nach sechs Jahren Studium und fünf Jahren Facharztausbildung, eine Praxis im ländlichen Raum übernehmen können. Bis dahin werden viele Regionen aufgrund von Praxisschließungen unterversorgt sein, so dass die Landarztquote nur ein Baustein von vielen sein kann“, sagt Dr. Dr. Charles Adarkwah, der sich im Rahmen seiner Tätigkeit an der Uni Siegen mit dem Thema Ärztemangel im ländlichen Raum befasst.

Ideen zur Lösung haben die 3 Mediziner, die allesamt innovative Praxiskonzepte in die Tat umgesetzt haben, aus ihrer Erfahrung heraus auch anzubieten: „Digitalisierungs- und Delegationsmodelle müssen konsequent zu Ende gedacht werden. Hausärztliche Versorgung wird sich in den nächsten 15 Jahren stark weiterentwickeln“, ist sich Stefan Spieren sicher.

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