Ministerium sieht keine regionale Häufung bei Fehlbildungen in NRW

In einer Gelsenkirchener Klinik sind in diesem Sommer drei Säuglinge
mit einer Hand-Fehlbildung zur Welt gekommen. Diese Häufung hat
Klinikmitarbeiter aufmerken lassen. Nun liegen Ergebnisse einer
Abfrage bei allen Kliniken in NRW vor.

Düsseldorf (dpa) - Bei Arm- und Handfehlbildungen Neugeborener sind
laut nordrhein-westfälischem Gesundheitsministerium in den
vergangenen Jahren «keine offensichtlichen Trends und regionalen
Häufungen erkennbar». Das teilte das Ministerium am Montag in
Düsseldorf mit. Die Behörde hatte in allen rund 140 Geburtskliniken
des Bundeslandes nach Fehlbildungen in den Jahren 2017, 2018 und 2019
gefragt. Anlass war eine vor rund zwei Wochen bekanntgewordene
Häufung von Hand-Fehlbildungen bei Neugeborenen an einer
Gelsenkirchener Klinik.

Im Sankt Marien-Hospital Buer waren zwischen Mitte Juni und Anfang
September drei Kinder mit fehlgebildeten Händen geboren worden. Zuvor
hatte es dort nach Angaben der Klinik jahrelang keinen einzigen
entsprechenden Fall gegeben. Die Klinik hatte von vornherein nicht
ausgeschlossen, dass es sich um eine zufällige Häufung handelt.

Die Abfrage des Ministeriums bei den Kliniken ergab, dass bei
deutlich weniger als 0,1 Prozent aller Neugeborenen Fehlbildungen der
Hände festgestellt wurden. «Für die Jahre 2017, 2018, 2019 wurden mit

Stand vom 27. September 2019 insgesamt 72, 64 beziehungsweise 61
Fehlbildungen der oberen Extremitäten in Nordrhein-Westfalen
gemeldet», hieß es weiter. Bezogen auf die Anzahl der Geburten
entfiel damit beispielsweise im Jahr 2017 NRW-weit eine Fehlbildung
auf rund 2260 Geburten.

Die von den Kliniken gemeldeten Fallzahlen pro Jahr lagen zwischen 0
und 5 Fällen - bei sehr weit auseinander liegenden Geburtenzahlen.
Das Ministerium betonte, dass von den Krankenhäusern nicht nur Daten
zu fehlenden Fingern oder Händen gemeldet wurden, sondern auch
sogenannte Vielfingrigkeiten oder Schwimmhäute. Auch trennten die
Rückmeldungen nicht zwischen reinen Fehlbildungen der oberen
Extremitäten und Fehlbildungen als Teil von Syndromen.

Die Rückmeldungen der Krankenhäuser sollen jetzt eingehend analysiert
und mit Daten aus anderen Erhebungssystemen und Datensammlungen
abgeglichen werden. Zu prüfen sei dabei auch, ob bei den
vergleichsweise geringen Zahlen weiterführende, belastbare
statistische Analysen machbar seien, sagte ein Sprecher des
Ministeriums.

In der Diskussion über die Gelsenkirchener Fälle hatte der
Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) betont, dass
Fehlbildungen bei Neugeborenen sehr unterschiedliche Ursachen haben
können. Eine sehr sorgfältige Analyse sei erforderlich. «Ein Register

würde uns auf jedem Fall weiterhelfen», hatte BVKJ-Bundessprecher
Hermann Josef Kahl gesagt.

Abfragen gab es auch schon in Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg.
Beide Bundesländer hatten ebenfalls keine auffälligen Häufungen von
Fehlbildungen festgestellt.