„Hamburger Ärztinnenblatt“.

Erstmals mehr Ärztinnen als Ärzte in Hamburg

In der Ärztekammer Hamburg haben die Frauen die Männer bei den Mitgliederzahlen überholt. Auf der medizinischen Karriereleiter dominieren aber noch Männer auf den höheren Sprossen.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:

Hamburg. In der Hamburger Ärztekammer stellen erstmals die Frauen die Mehrzahl der Mitglieder. Am Jahresende 2019 waren in der Hansestadt 8644 Ärztinnen und 8537 männliche Kollegen registriert. Passend zu diesem Anlass heißt der Titel des Standesorgans im Februar „Hamburger Ärztinnenblatt“.

Für Kammerpräsident Dr. Pedram Emami und Vize-Präsidentin PD Dr. Birgit Wulff ist das „mehr als Statistik“, sondern Anlass, die Frauen stärker als sonst üblich in den Mittelpunkt zu stellen. Trotz Mehrheit unter den Mitgliedern sehen sie laut Editorial des Ärztinnenblattes noch viel Handlungsbedarf, um die Rechte der Frauen im Beruf zu stärken.

Sie fordern mehr Modelle, die Teilzeitarbeit und das Teilen von Führungsaufgaben ermöglichen. Zugleich räumen sie mit Vorurteilen auf – etwa dem, dass Frauen nur ungern Führungsverantwortung übernähmen oder dass es nur deshalb so wenige Chefärztinnen gebe, weil die Rund-um- die-Uhr-Betreuung in Kitas fehle.

Mutprobe Elternzeit

Außer den Rahmenbedingungen muss sich nach ihrer Ansicht auch immer noch die Einstellung in den Köpfen ändern. An die Adresse der männlichen Kollegen schreiben sie zudem: „Für Männer soll es keine Mutprobe für die ärztliche Karriere mehr sein, sich länger als zwei Monate in Elternzeit zu verabschieden oder frei zu nehmen, wenn das Kind krank ist.“ Derzeit sind 241 Frauen und sieben Männer in Elternzeit bei der Kammer gemeldet.

Die Statistik der Kammer zeigt auch, dass sich Frauen und Männer vorwiegend im ambulanten Bereich unterschiedlich verteilen. Nur 16 Prozent der Ärztinnen (1427 insgesamt) sind niedergelassen, von den männlichen Kollegen sind es 23 Prozent (1973). Dafür arbeiten von den Ärztinnen 14 Prozent (1174) angestellt im ambulanten Bereich, bei den Männern macht dieser Anteil nur sieben Prozent (624) aus. Die Verteilung von Ärztinnen und Ärzten im stationären Bereich, ohne Tätigkeit, in sonstigen Tätigkeiten und im ambulanten Bereich (nach selbstständig und angestellt zusammengefasst) weist dagegen keine nennenswerten Unterschiede auf.

Nach dem Facharzt in die Teilzeit

Deutliche Unterschiede gibt es dagegen unter jungen Ärztinnen und Ärzten bei der Frage, ob Teil- oder Vollzeittätigkeiten angestrebt werden. Die KarMed-Studie vom Zentrum für Psychosziale Medizin am Institut und Poliklinik Allgemeinmedizin am UKE zeigt, dass 56 Prozent der Ärztinnen unmittelbar nach der fachärztlichen Anerkennung in Teilzeit arbeiten möchten, bei den Ärzten sind es nur 14 Prozent. Starke Unterschiede gibt es auch immer noch in den Führungspositionen.

Laut Ärztekammer gibt es in Hamburg 50 männliche Ärztliche Direktoren, aber nur fünf Frauen. In Chefarzt- oder leitender Funktion befinden sich 282 Männer und nur 25 Frauen. Auch unter den Oberärzten stellen Frauen nur 30 Prozent. Und eine Elternzeit wird zu 97 Prozent von Ärztinnen genommen. Aber sie führen auch in einer weiteren Statistik ganz deutlich: 72 Prozent der arbeitslos gemeldeten Mediziner sind weiblich. (di)

Schlagworte:
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Verbändeanhörung im Ministerium

Lauterbach will mit Klinikreform endlich ins Kabinett

Praxiseinrichtung

Licht an! Die richtige Beleuchtung in der Arztpraxis

Lesetipps
Die Allianz Chronisch Seltener Erkrankungen warnt, die geplante Klinikreform bilde die besondere Situation für die Behandlung von Menschen mit seltenen Erkrankungen nicht ausreichend ab.

© Frank Molter / dpa

Sieben-Punkte-Papier mit Forderungen

ACHSE beklagt: Seltene Erkrankungen bei Klinikreform nicht berücksichtigt