Pharma-Lobbyist berät Landesregierung bei Impfkampagne

Düsseldorf (dpa/lnw) - Ein Lobbyist der Impfsparte des
Pharmaherstellers Sanofi arbeitet seit Beginn des Jahres für die
NRW-Landesregierung im Corona-Krisenmanagement. Der bisherige «Head
of Public Affairs» bei Sanofi Deutschland, Stefan Kentrup, sei von
seinem Unternehmen freigestellt worden, teilte eine
Regierungssprecherin in Düsseldorf mit. Seine Tätigkeit als Referent
in der Geschäftsstelle des Krisenkoordinationsrats Corona sei bis
Juni befristet. Die «Westdeutsche Allgemeine Zeitung» berichtet in
ihrer Dienstagsausgabe über die Personalie.

Die Stelle war nach Angaben der Staatskanzlei ausgeschrieben worden,
um zu Beginn der Impfungen «zusätzliche personelle Unterstützung und

Expertise» zu gewinnen. Kentrup sei insbesondere mit Vor- und
Nachbereitung der Sitzungen des Krisenstabs befasst. Das Gremium, dem
alle Staatssekretäre angehören, soll die Abstimmung zwischen
Ministerien und Staatskanzlei erleichtern.

Kentrup bringe «vertieftes Wissen» mit, das in den kommenden Monaten
besonders gebraucht werde, begründete die Sprecherin die
Entscheidung. Um Interessenkonflikte zu vermeiden, seien eine
spezielle Verschwiegenheitsvereinbarung und ein Verhaltenskodex
vereinbart worden. Er sei mit der regierungsinternen Koordination
befasst und nehme keine Außenkontakte wahr, insbesondere nicht zu
Unternehmen. Auch seinem bisherigen Arbeitgeber gegenüber sei er zur
Verschwiegenheit verpflichtet.

Nach Informationen der «WAZ» gibt es trotzdem Kritik, auch in der
Ministerialverwaltung. Der Verein Lobbycontrol sieht einen
Interessenkonflikt, der sich auch nicht durch
Verschwiegenheitsvereinbarungen und einen Verhaltenskodex auflösen
lasse. «Vielmehr wird die Glaubwürdigkeit des Handelns des
Krisenkoordinationsrates durch eine solche Personalpolitik
gefährdet», sagte ein Sprecher der «WAZ».

SPD-Landtagsfraktionschef Thomas Kutschaty forderte die
Landesregierung auf, das Beschäftigungsverhältnis unverzüglich zu
beenden. Gerade in der derzeit so schwierigen gesundheitlichen Phase
des Landes sei es «unverantwortlich» und «töricht», den
Cheflobbyisten eines Pharmakonzerns, der mit der Herstellung eines
Impfstoffes beschäftigt sei, anzustellen. Ministerpräsident Armin
Laschet (CDU) habe sich da «ein Risiko eingekauft». Der Mann werde
nach dem Ende seiner Tätigkeit sicher nicht alles vergessen haben,
was er in der Staatskanzlei gesehen habe.