Bilanz

Über eine Million Corona-Impfungen im Hamburger Zentrum

Ende des Monats schließt das Hamburger Impfzentrum seine Pforten. Die Beteiligten loben die gute Zusammenarbeit zwischen KV und Gesundheitsbehörde sowie zwischen den Mitarbeitern untereinander.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard und Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (beide SPD) zogen im Impfzentrum in den Messehallen eine positive Bilanz zur Pandemiebekämpfungspolitik in der Hansestadt.

Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard und Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (beide SPD) zogen im Impfzentrum in den Messehallen eine positive Bilanz zur Pandemiebekämpfungspolitik in der Hansestadt.

© Markus Scholz / dpa

Hamburg. Nach insgesamt 1,16 Millionen Impfungen in den Hamburger Messehallen schließt eines der größten deutschen Impfzentren Ende August. Politik und KV zogen ein positives Fazit. Nun liegt der Fokus auf mobilen Teams und dezentralen Strukturen. Als „großen Erfolg“ wertete Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) die achtmonatige Arbeit der insgesamt 4387 Mitarbeiter im Zentrum.

„Das Team des Impfzentrums hat hochprofessionell, effizient und mit großem Engagement gearbeitet“, sagte Tschentscher. Er hob auch hervor, dass seit dem 5. Januar zahlreiche Berufsgruppen in den Messehallen kooperiert haben: „Das war eine großartige interprofessionelle Zusammenarbeit, hier ist nichts schiefgegangen.“

Unkonventionelle Wege

Unter den Mitarbeitern waren 862 Ärzte. Viele von ihnen waren wie der ärztliche Leiter Dr. Dirk Heinrich während der gesamten Laufzeit immer wieder im Einsatz, andere nur einmalig – dazu zählte auch der Arzt Tschentscher, der einen Tag im Labor mitgearbeitet hatte. Insgesamt haben 600.000 Hamburger ihren Impfschutz gegen COVID-19 in den Messehallen erhalten. Zusammen mit den parallel arbeitenden und vom Zentrum aus gesteuerten mobilen Teams kostete die Impfkampagne in der Hansestadt bislang insgesamt 106 Millionen Euro. „Das war jeden Euro wert“, bilanzierte Sozialsenatorin Dr. Melanie Leonhard (SPD) in der Pressekonferenz in den Messehallen.
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Die Politiker bedankten sich außer bei den Mitarbeitern besonders bei der mit der Organisation beauftragten KV Hamburg. Deren Chef Walter Plassmann hob insbesondere zwei Gründe für den Erfolg hervor:

  • Erstens:Unkonventionelle Wege gehen. Selten haben KV und Behörde nach seiner Beobachtung so reibungslos und auf ein Ziel fixiert zusammengearbeitet und dabei auch zu unbürokratischen Lösungen gefunden.
  • Zweitens: Teamspirit. Die Mitarbeitenden in der Messehalle waren von der Bedeutung ihrer Arbeit überzeugt, konnten sich durch flache Hierarchien einbringen und damit den Menschen ein positives Gefühl vermitteln.

Angesichts sinkender Impfzahlen ist eine so große Einheit wie die Hamburger Messehalle künftig nicht mehr erforderlich. In rund 1100 Hamburger Praxen wird nach Einschätzung Plassmanns auch künftig „relativ stabil“ gegen Corona geimpft – rund 40.000 Impfungen pro Woche. Hinzu kommen Anlaufstellen an künftig zehn Klinikstandorten in der Hansestadt und ein aufgestocktes mobiles Angebot, das nach Angaben Leonhards auf drei Säulen ruht: aufsuchende Angebote in den Stadtteilen mit wechselnden Standorten, das Impfen in den Schulen sowie in Einrichtungen und Pflegeheimen. Dafür werden insgesamt 70 Teams in der Stadt unterwegs sein.

Tschentscher deckt 2G-Regelung

Während heute versucht wird, aus einem immer kleiner werdenden Anteil der Bevölkerung noch möglichst viele Menschen von einer Impfung zu überzeugen, gerät die immense Nachfrage aus dem Frühjahr auf damals raren Impfstoff zunehmend in Vergessenheit. Im Impfzentrum mussten insgesamt 15.900 Mal Menschen abgewiesen werden, die sich impfen lassen wollten, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt noch keine Berechtigung hatten. „Darunter dürften etliche Personen mit mehreren Versuchen, sich vorzeitig eine Impfung zu verschaffen, in die Statistik eingegangen sein“, vermutet die Stadt.

Tschentscher verteidigte in den Messehallen erneut sein kürzlich vorgestelltes 2G-Optionsmodell gegen Kritik. „2G ist sicherer als 3G“, sagte Tschentscher. Er hält das Modell für gerecht, rechtlich geboten und ist überzeugt, dass dieser Weg mittelfristig in vielen Regionen eingeschlagen wird.

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