Seit dem Sommer stand es fest: Jetzt ist Neurologieprofessor Christian Gerloff offiziell neuer ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Eppendorf. Er hat zum 1. Januar die Nachfolge von Burkhard Göke (66) angetreten.
Der 59-jährige Gerloff ist seit 2006 am UKE und leitete dort seitdem die Klinik für Neurologie sowie das Kopf- und Neurozentrum. Seit 2013 war er zusätzlich stellvertretender ärztlicher Direktor und in den Jahren 2013 und 2014 für knapp 13 Monate auch schon mal kommissarisch Chef des Krankenhauses, das im Jahr fast 500.000 Patientinnen und Patienten behandelt und damit zu den größten der Hansestadt gehört.
Schon 2013 hatte man Gerloff gefragt, ob er das UKE nicht längerfristig leiten wolle. Kurz zuvor war der damalige Ärztliche Direktor Martin Zeitz überraschend verstorben. Gerloff lehnte das Angebot Klinikchef zu werden ab. Und er habe das nicht bereut, sagte der 59-Jährige am Dienstag.
Er habe damals mitten in zwei Projekten an der Klinik für Neurologie gesteckt, unter anderem an einer Studie zu neuen Behandlungsmöglichkeiten für Schlaganfallpatienten gearbeitet und in einem Sonderforschungsbereich der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG zu Informationsflüssen im Gehirn geforscht. „Davon hätte ich mich verabschieden müssen. Das hätte mir das Herz gebrochen.“
Als Ex-UKE-Chef Burkhard Göke ankündigte, seinen Vertrag als ärztlicher Direktor nicht verlängern zu wollen, wandte man sich von Seiten der Stadt Hamburg, der das UKE zu 100 Prozent gehört, wieder an Gerloff. Diesmal sagte er zu, sich an dem Bewerberverfahren zu beteiligen.
Letztlich setzte sich der gebürtige Franke in dem Verfahren gegen Mitbewerber aus ganz Deutschland durch. Die zuständige Wissenschaftsbehörde hatte eine Findungskommission und sich Unterstützung eines Personalberatungsunternehmens geholt.
Vorsitzende der Findungskommission war Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne). Gerloff sei „ein wirklicher Glücksgriff für das UKE“, sagte sie am Dienstag. Nicht nur, dass er mit dem UKE seit Langem verbunden sei und daher das Klinikum kenne. Fegebank bezeichnete Gerloff als „hochqualifizierte Person“ und „herausragend“ als Forscher.
Schwerpunkt: Schlaganfallbehandlung
Nach dem Abitur mit anschließendem Wehrdienst studierte Gerloff Humanmedizin in Freiburg und Wien. 1991 promovierte er. Seit 1993 arbeitete er als Arzt. Sieben Jahre später habilitierte er in Neurologie und Neurophysiologie. Bevor er ans UKE wechselte, arbeitete der zweifache Familienvater an der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Tübingen, war unter anderem Leiter der Schlaganfallabteilung und des Ultraschalllabors und zuletzt ab 2005 stellvertretender Direktor und außerplanmäßiger Professor.
Er ist Mitglied der Akademie der Wissenschaften Hamburg und Sprecher des Hamburg Center of Neuroscience.
Für die kommenden fünf Jahre am UKE hat sich Gerloff nach eigener Aussage drei Schwerpunkte gesetzt. Erstens ginge es ihm darum, die Menschen im Krankenhaus in den Mittelpunkt zu stellen. Bei den Patienten müsse es das Ziel sein, dass sie sich trotz der Hochtechnologie, mit der viele von ihnen in der Uni-Klinik behandelt werden, so wohl wie möglich fühlen.
Neubauten nötig
Zudem ginge es darum die klügsten und engagiertesten Köpfe für die Arbeit am UKE zu gewinnen. Dabei ginge es um Ärzte, Pflegekräfte, aber auch um viele weitere medizinische Professionen und das gesamte Krankenhauspersonal. „Damit steht und fällt alles in den kommenden Jahren“, so der neue UKE-Chef.
Zweitens müsse sich das UKE räumlich weiterentwickeln. Dazu seien Neubauten nötig. Ein Teil befinde sich bereits im Bau – wie etwa das neue universitäre Herzzentrum. In den kommenden Jahren werde es für ihn darum gehen, auch die Phase zwei des Campus-Umbaus voranzubringen. Dazu gehören unter anderem ein neues Krebszentrum und die Erweiterung der Psychiatrie.
Als dritten Schwerpunkt kündigte Gerloff an, die digitale Transformation des UKE voranzubringen. Dabei müsse man weit darüber hinausgehen, was mit der Digitalisierung des Krankenhauswesens gemeint ist. Denn da sei das UKE schon sehr weit. Als Beispiel für einen neuen Ansatz nannte er ein lernendes Assistenzsystem.
So könnte beispielsweise bei der Eingabe einer Diagnose in ein Computerprogramm dieses vorschlagen, ein bestimmtes Laborergebnis nachzufordern, weil dieses bei Patienten mit der gleichen Diagnose zu neuen Erkenntnissen geführt hätte. „Da geht die Reise hin“, sagte Gerloff, „da ist es ein Ziel ganz vorne mit dabei zu sein.