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Wie geht „Alter(n)sgerechte Stadtentwicklung?

Internationale Pflegebauausstellung setzt neue Impulse

15. Dezember 2022

Am Nikolaustag fand in Gelsenkirchen die Jahresabschlussveranstaltung zur Internationalen Pflegebauausstellung statt. Diese stand unter dem Schwerpunkt „Gelingensfaktoren und Best-Practice für die alter(n)sgerechte Stadtentwicklung“.

Die Impulsvorträge und die Podiumsdiskussion gingen auf der Frage ein, wie sich die Bedürfnisse älterer Menschen in der Stadtplanung besser berücksichtigen lassen. Wie hilft Digitalisierung in Wohnungen und im Quartier, um das Leben im Alter gesünder, sicherer, aktiver und selbstbestimmter zu gestalten?

Zu Beginn stellte Moderatorin Melanie Wielens die Frage: Woran erkennt man, dass Nordrhein-Westfalens Städte altersgerecht sind? Und wie berücksichtigen die Städte Bedürfnisse älterer Menschen? Auf dem Podium diskutierten dazu Barbara Steffens (Techniker Krankenkasse), Ulrich Christofczik (Ruhrgebietskonferenz Pflege), Peter Köddermann (Baukultur NRW) und Jörg Süshardt (Sozialamtsleiter Dortmund).

Pflegebauausstellung im Sozialraum

Peter Köddermann wies auf den Wandel in der Stadtplanung hin – von einer funktionalen Orientierung hin zu sozialen Qualitäten. Bisher ging es vorrangig um Individualverkehr und Mobilität und weniger um eine Entwicklung, die eine alternde Gesellschaft berücksichtigt, betonte Barbara Steffens.

Mit Blick auf das Alter sagte Ulrich Christofczik: „Alter ist so bunt und vielfältig wie noch nie. Aber wir gehen darauf noch mit alten Herangehensweisen ein. Unsere aktuellen Systeme werden den zukünftigen Anforderungen nicht mehr gerecht.“ Er sieht ein großes Potenzial in den Menschen zwischen 65 und 75, die nicht mehr arbeiten, sich aber noch beteiligen und engagieren wollen.

Jörg Süshart lenkte den Blick auf die Zusammenarbeit. Noch schaue jede Kommune auf sich allein, alle stünden aber vor den gleichen Herausforderungen.

Problem der Umsetzung

Einig war sich die Runde, dass es kein Erkenntnisproblem gibt, sondern ein Problem der Umsetzung. Da blickte man vor allem auf die Politik. Kommunen müssen gestärkt werden und es muss Demografie übergreifend gedacht werden – ein Votum für einen gesamtheitlichen Ansatz. Pflege, Quartiere, Wohnungsbau und Gestaltung müssen zusammengebracht werden.

“Zu häufig entwickle man noch aus dem einzelnen Objekt heraus, statt die Perspektive zu vergrößern und aus dem Quartier heraus zu planen”, ergänzte Peter Köddermann.
Digitalisierung ist hilfreich in der Pflege, kann aber eben nicht alles leisten. So sieht es auch Ulrich Christofczik, denn Pflege ist Beziehungsarbeit.

Barbara Steffens fügte hinzu: „Wir brauchen einen anderen Umgang mit Digitalisierung.“

„Best Practice“ und Internationale Impulse

Es folgten drei Impulsvorträge: Den Anfang machte Dr. Alexia Zurkuhlen von der Gesundheitsregion Köln-Bonn. Sie stellte das EU-Projekt „Shapes“ vor. Darin geht es um einheitliche Mindeststandards in der Versorgung älterer Menschen. Untersuchungsregion ist der oberbergische Kreis im Süden von NRW. Dabei werden mehrere digitale Anwendungen eingesetzt, etwa eine Vitalüberwachung und eine Verknüpfung mehrere Apps, die Wetter-Informationen und Daten einer Fitness-App kombinieren, um Empfehlungen zu geben, wann es am besten ist, die Wohnung zu verlassen. In einem anderen Projekt geht es darum, Pflegeverläufe vorherzusehen, denn die Bedarfe steigen für die zu Pflegenden wie auch für die Angehörigen.

Alternsgerechte Gesundheitsversorgung im Sozialraum

Geschäftsführer Stefan Welbers aus Oberhausen-Sterkrade legte im zweiten Impulsvortrag am Beispiel seiner Einrichtungen Gute Hoffnung dar, wie eine Gesundheitsversorgung im Quartier gelin-gen kann. Die Gute Hoffnung ist ein Ort der Begegnung mit vielfäl-tigen, auch digitalen Angeboten. „Wir müssen weg von der Medizin hin zur Gesundheit kommen“, beschrieb Welbers den Perspektivwechsel.

Planung für den öffentlichen Raum in Dänemark

Der dritte Impulsreferent Kristian Ly Serena wurde aus Kopenha-gen per Zoom zugeschaltet. Er hat mit Dominique Hauderowicz das Buch „Age-Inclusive Public Space“ herausgegeben. Er skizzierte in seinem Vortrag, dass herkömmliche Stadtplanung und Architektur auf jüngere Menschen ausgerichtet ist und ältere meist vernach-lässigt werden. Heutige Städte verlangten eine hohe Mobilität, die aber im Alter häufig abnehme. Umso mehr gewinnt in diesem Le-bensabschnitt die lokale Umgebung an Bedeutung.
Der öffentliche Raum hat große Auswirkung auf das alltägliche Le-ben. Um sich zugehörig zu fühlen, so Ly Serena, sind für den Ein-zelnen die Bedeutung von Orten und die emotionale Bindung daran sehr wichtig. Und wenn sich dann der Lebens- und Bewegungsra-dius verkleinert, sei es entscheidend, den privaten Raum zum öf-fentlichen zu öffnen.

Preisverleihung

Zum Ende der Veranstaltung wurde der Award “Glücksmomente stiften – für mehr Teilhabe im Quartier unter Einbindung digitaler Angebote” verliehen. Der Verein GLÜCKSMOMENTE STIFTEN e.V. hatte in Zusammenarbeit mit CareTRIALOG durch die Auslobung des Awards “Glücksmomente stiften” einen Beitrag geleistet, dass Menschen mit körperlichen und kognitiven Einschränkungen mehr Lebensqualität und Teilhabe erfahren.

Eine hochkarätige Jury bestehend aus Erich Schützendorf, Verein Glücksmomente stiften / Mechthild Mösenfechtel, IMMAC group / Barbara Steffens, Techniker Krankenkasse / Prof. Dr. Caroline Gün-ther, Frankfurt University of Applied Sciences / Dr. Bodo de Vries, Ev. Johanneswerk / Roland Weigel, Ruhrgebietskonferenz Pflege / Prof. Dr. Elisabeth Bubolz-Lutz, Universität Duisburg-Essen, hat alle Bewerbungen eingehend geprüft und den Sieger gekürt. And the winner is: digital.vital – Seniorenportal und Nachbar-schaftstische vom Amt Hüttener Berge Details zu dem Gewinner-Projekt sowie zu allen eingereichten Bewerbungen finden Sie hier.

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