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Meldung vom 05.09.2022
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Mehr Mitbestimmung beim Absetzen von Medikamenten bei Älteren – Familienkonferenzen können der Weg sein

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Prof. Achim Mortsiefer | Foto: privat

Mehr Mitbestimmung beim Absetzen von Medikamenten bei Älteren – Familienkonferenzen können der Weg sein

Das Forschungsprojekt COFRAIL der UW/H zeigt, dass miteinander reden viel helfen kann

Kommen ältere Patient:innen, die fünf oder mehr Medikamente einnehmen, eher ins Krankenhaus, wenn sie die ein oder andere Pille absetzen? „Nein“ lautet ein aktuelles Forschungsergebnis, sofern das vorher mit den Angehörigen sowie der Hausärztin bzw. dem Hausarzt im Rahmen einer Familienkonferenz besprochen wurde.  

Im Alltag sieht eine Familienkonferenz so aus, dass der Hausarzt bzw. die Hausärztin zum Hausbesuch bei den Patient:innen kommt und dazu auch die pflegenden Angehörigen einlädt. Zusammen sehen sie sich die Liste der verschriebenen Medikamente an. Beispiel Bluthochdruck: Alle Mediziner:innen versuchen, den Blutdruck – oftmals unter Einsatz von Medikamenten – auf unter 140 einzustellen und zu halten. So steht es in den Leitlinien. „Wir wissen aber auch, dass diese Medikamente in höherem Lebensalter das Sturzrisiko steigern sowie Schwindel und Benommenheit bewirken können. All das gilt es in einer Familienkonferenz zu besprechen und zwischen Nebenwirkungen und Nutzen abzuwägen: Was führt zu der bestmöglichen Lebensqualität für die Patientin oder den Patienten?“, so der wissenschaftliche Leiter der Studie, Prof. Dr. med. Achim Mortsiefer vom Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (IAMAG) der Universität Witten/Herdecke (UW/H).

Medikamente weglassen löst Ängste und Sorgen aus

„Medikamente wegzulassen klingt in den Ohren Vieler erst mal bedrohlich und nach einem gesundheitlichen Risiko. Aber in der Medizin gibt es oft die Situation, dass wir die gewollte Wirkung eines Medikaments sehr genau abwägen müssen mit der ungewollten Nebenwirkung. Und da hilft es, das zeigt unsere Studie, miteinander zu reden, um eventuelle Sorgen auszuräumen“, erklärt Prof. Mortsiefer das Ergebnis der Studie COFRAIL, an der unter anderen die Universität Witten/Herdecke beteiligt war. Ergänzend hat die Forschungsgruppe ein Video ins Netz gestellt, dass eine Familienkonferenz zeigt. https://www.cofrail.com/cofrail-demonstrationsrvideo

Für das Projekt COFRAIL (https://www.cofrail.com/) wurde am Lehrstuhl für Klinische Pharmakologie der Universität Witten/Herdecke ein detaillierter Leitfaden zum Absetzen von Medikamenten für Hausärzte entwickelt, dessen Veröffentlichung bevorsteht.

Die Ergebnisse von COFRAIL präsentierte das Forschungsteam bei einer Abschlusstagung im Juni der Fachöffentlichkeit. Die Studie wurde aus öffentlichen Geldern (Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses https://www.g-ba.de/) von 2018 - 2021 gefördert. Es waren 114 Hausarztpraxen und 623 Patient:innen mit geriatrischem Frailty-Syndrom und Polypharmazie über Hausarztpraxen aus dem Raum Düsseldorf und Rostock einbezogen. Die Projektleitung lag bei Prof. Dr. med. Stefan Wilm von Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Beteiligt war außerdem Prof. Dr. med. Petra Thürmann, Lehrstuhl für klinische Pharmakologie an der Universität Witten/Herdecke.

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