Regierungskommission

Karagiannidis: "Transparenz bei Krankenhausbetten ist in wenigen Monaten möglich"

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Karagiannidis: "Transparenz bei Krankenhausbetten ist in wenigen Monaten möglich"
© Kliniken Köln / Felix Schmitt

Für eine Krankenhausstrukturreform müssen schnell Fakten über die stationäre Versorgung auf den Tisch. Das sei auch innerhalb weniger Monate technisch möglich, sagt Christian Karagiannidis. Der Vater des DIVI-Intensivregisters sitzt in der Regierungskommission, die Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu den anstehenden Reformen im Krankenhausmarkt berät. „Ich bin dafür, dass wir bis zur Jahreswende wissen, wie viele Krankenhausbetten am Netz sind und wie viele Ärzte und Pflegekräfte wo präsent sind. Sonst kommen wir bei den großen Strukturfragen nicht weiter“, sagt Karagiannidis im Interview mit der Fachzeitschrift f&w. Das System stehe kurz vor einem Kipppunkt, mahnt der Internist an mehreren Stellen im Interview. „Einen Personalaufbau halte ich in Anbetracht der riesigen demografischen Lücke, die wir in den 2020er-Jahren erleben werden, für illusorisch. Also brauchen wir kreative Ideen, aber auch Regulierung, wenn es um essenzielle Bereiche der Medizin geht“, so Karagiannidis.

Viele Daten liegen leicht zugänglich im KIS

Derzeit wisse man nicht einmal, wie viele Krankenhausbetten am Netz sind, moniert der Kölner Mediziner. Transparenz über die Ressourcen im Krankenhausmarkt herzustellen, sei kein Hexenwerk. Die Beteiligten müssten sich nur einigen. „Wir haben zwei Datenausleitungswege mit den Datensätzen nach § 21 und §301. Sie sind ausreichend. Dazu kommt das Demis-System. Die notwendigen Datensätze liegen im Krankenhausinformationssystem (KIS) oder im Patientendatenmanagementsystem (PDMS) und sind für diese Zwecke ausreichend. Jedes Krankenhaus hat ein KIS, jedes dritte ein PDMS. In wenigen Monate wäre eine Abfrage vollautomatisch möglich – es ist also schnell umsetzbar.“ 

„Blick aus der Lobbybrille ist nicht hilfreich“

Im Zentrum der Krankenhausreformen müssen laut Kommissionsmitglied Karagiannidis die Personalschlüssel stehen. „Hier wären feste Vorgaben, wie im viel gescholtenen britischen NHS, ideal. Vergleichen Sie mal die festgeschriebenen Pflegeschlüssel in England mit Deutschland.“ Deutschland habe nicht zu wenig Ärzte und Pflegekräfte. „Wir haben relativ pro Standort und pro Patienten deutlich zu wenige.“ Für den derzeitigen Reformstau macht Karagiannidis vor allem die Lobbygruppen im Gesundheitswesen verantwortlich „Man kann sich nicht immer nur beschweren, wenn man Teil des Problems ist. Der überzogene Blick aus der Lobbybrille ist oft nicht hilfreich und hat viel verhindert in den vergangenen Jahren, wo man die Reformen hätte angehen müssen.“ In Zukunft müsse die Politik mehr aus der Brille des jungen Assistenzarztes und der Pflegekraft schauen, „denn die beiden sind es, die im Zweifel nachts allein in der Notaufnahme stehen und die Patienten versorgen müssen“. 

Das vollständige Interview lesen Sie als Abonnent hier. Dort äußerst sich Karagiannidis auch zur Zukunft der Notfallversorgung, dem von ihm geforderten Bundesinstitut für Daten, zu seiner Kritik an privaten Krankenhäusern und den Voraussetzungen für eine Vorhaltefinanzierung in Kliniken. Außerdem nimmt der Intensivmediziner Stellung zu der Frage, ob der überproportional häufige Einsatz der Ecmo-Therapie in Deutschland richtig war. 

Autor

 Jens Mau

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