Ob in der ambulanten Notfallversorgung etwas getan werden muss, wird schon lange nicht mehr diskutiert. Die Frage lautet dagegen: was. Denn die Zahl der Behandlungsfälle im ambulanten Notdienst in Hamburg steigt von Jahr zu Jahr - vor allem im Krankenhaus. Im Jahr 2014 gab es 529.000 Behandlungsfälle, davon 316.000 im Krankenhaus. Insgesamt waren es 10.000 Fälle mehr als 2013 - wobei die Zahlen beim fahrenden Notdienst der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVH) zurückgegangen sind. In den Kliniken dagegen stieg die Zahl der Fälle um 13.000. (Wir berichteten im Newsletter Nr. 5 | 07.03.2016.)
Vor diesem Hintergrund reformiert die KVH nun ihren Bereitschaftsdienst. Ab 2018 soll es mehr Service für die Patienten geben. Dabei steht die Beratung per Telefon im Vordergrund, um die Notfallambulanzen an den Krankenhäusern zu entlasten.
Die Reform läuft unter dem Titel "Arztruf"; sie soll unter der bereits eingeführten Nummer 116 117 mehrere Module umfassen. Die Grundzüge der Reform stellte KV-Chef Walter Plassmann auf der jüngsten Vertreterversammlung vor und holte sich grünes Licht für die Weiterentwicklung.
Telefonberatung: Anrufer können sofort mit einem Arzt sprechen. Die KV erwartet, dass damit viele Besuche von Notfallambulanzen unterbleiben, weil das Informationsbedürfnis gestillt wird. Bestückt werden soll die Telefonberatung aus einem Pool von rund 50 Hausärzten.
Portalpraxen: Diese sollen an ausgewählten Standorten in Hamburg entstehen - die erste im Oktober dieses Jahres in Harburg. Weitere sind am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und am Bundeswehrkrankenhaus geplant. Anrufer können an diese Portalpraxen verwiesen werden.
Für den "Arztruf" sollen die Ärzte in Hamburg der KVH zusätzliche freie Kapazitäten melden, damit auch dort direkt Termine beim Arzt vermittelt werden können. Der bisherige fahrende Bereitschaftsdienst nach Praxisschluss soll auch künftig beibehalten werden.
"Es gibt kein Notfallproblem, sondern ein Problem der veränderten Erwartungshaltung", sagte Plassmann auf der Vertreterversammlung. Fakt sei aber auch, dass die Politik Handlungsbedarf sehe. Bevor ein dritter Sektor entstehe und flächendeckend nicht zu finanzierende Portalpraxen gefordert würden, wolle die KVH eine Lösung schaffen.
Die TK fordert die Entwicklung eines Systems der koordinierten Notfallversorgung. "Alle Akteure der ambulanten und stationären Notfallversorgung sowie der Rettungsdienste müssen auf Basis des vom Gemeinsamen Bundesausschuss zu entwickelnden Stufenkonzepts kooperieren. Hierzu sollten in Krankenhäusern mit Notaufnahmen Portalpraxen eingerichtet werden sowie eine gemeinsame Rettungsleitstelle für die Rufnummern 112 und 116 117", so Maren Puttfarcken, Leiterin der TK-Landesvertretung Hamburg.
(Quelle: KVH; ÄrzteZeitung; TK)
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