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„Uni Münster bringt uns einfach zu wenig Hausärzte“

Pflegebeauftragter Laumann fordert neue medizinische Fakultät

Düsseldorf

Wenn Karl-Josef Laumann alle seine Nachbarn treffen will, muss er eigentlich nur zum Arzt gehen. Klingt witzig? Ist aber bitterer Ernst. Denn der ist der letzte seiner Zunft im Ort – und damit zuständig für alle 6500 Riesenbecker. 

Hilmar Riemenschneider

Die medizinische Versorgung durch Hausärzte ist gerade im ländlichen Raum in der Zukunft bedroht.
Die medizinische Versorgung durch Hausärzte ist gerade im ländlichen Raum in der Zukunft bedroht. Foto: Benjamin Ulmer

Zwei Kollegen haben in den letzten beiden Jahren ihre Praxis geschlossen. Bis dahin galt noch der klassische Schnitt: ein Arzt je 2500 Einwohner.

„Das ist ein unhaltbarer Zustand“, sagt Laumann und meint zugleich die Lage in vielen ländlichen Kommunen. „In NRW gibt es schon 116 Gemeinden, bei denen das Gesundheitsministerium feststellt, dass die hausärztliche Versorgung gefährdet ist.“ Trotzdem habe Rot-Grün keine zusätzlichen Studienplätze für Medizin geschaffen. Das Land fördert inzwischen sogar für 191 Gemeinden Ärzte, die sich dort neu niederlassen, mit bis zu 50 000 Euro.

Versorgungskrise

In Westfalen, warnt Laumann, sei die Versorgungskrise absehbar. Ein Drittel der Hausärzte sei älter als 60 Jahre, jeder neunte sogar über 65. Die Ärztekammer Westfalen-Lippe erwartet, dass in den kommenden 15 Jahren zwei von drei Hausärzten in den Ruhestand gehen.

Zugleich fehle aber der Nachwuchs, weil die drei Unis in Münster, Bochum und Witten-Herdecke lediglich 30 Prozent der derzeit rund 19 000 angehenden Mediziner im Land ausbilden. Die CDU wolle nach einem Wahlsieg in Bielefeld eine neue medizinische Fakultät gründen, verspricht Laumann, der dem Wahlkampfteam CDU-Spitzenkandidat Armin Laschet als möglicher Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales angehört.

Verantwortung der Uni Münster

Eine besondere Verantwortung schreibt er der Uni Münster zu: „Die medizinische Fakultät in Münster muss die Versorgungslage in Westfalen stärker im Blick haben: Sie bringt uns einfach zu wenig Hausärzte.“ Laumann plädiert darum für eine Landarztquote, bei der Studienplätze ohne Numerus clausus vergeben werden, wenn Studierende sich als Ärzte in schlecht versorgten Regionen verpflichten.

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