Zur 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e.V. (DNEbM) trafen sich Gesundheitswissenschaftler und andere Medizinexperten vom 9. bis 11. März 2017 in Hamburg.
"Klasse statt Masse - wider die wertlose Wissenschaft" war das Thema des Kongresses.
Die Süddeutsche Zeitung beschreibt in ihrem Bericht, dass Medizin-Studierende in ihrem Studium keine Kenntnisse darüber erwerben, was gute Forschung ist, woran man sie erkennt und wie man wissenschaftlichen Fragen nachgeht und sich neue Erkenntnisse aneignet. In der Folge sei es naheliegend, dass auch viele Ärzte nicht wüssten, was Patienten hilft und was ihnen schadet, so die Zeitung.
"Patienten erleiden Schaden, weil sie nicht die bestmögliche Behandlung erhalten. Sie bekommen zu viel, zu wenig oder die falsche Therapie", sagte die Hamburger Gesundheitswissenschaftlerin Prof. Dr. Ingrid Mühlhauser von der Universität Hamburg. "Es ist fatal: Forschungsergebnisse führen in die Irre und dann werden Behandlungswege eingeschlagen, die sich als falsch herausstellen. Im schlimmsten Fall werden nutzlose Medikamente eingesetzt oder unnötige Operationen durchgeführt." Ein großer Teil der Forschung sei wertlos, die Ergebnisse nicht nutzbar.
"Es werden die falschen Forschungsfragen gestellt, die Methodik ist nicht angemessen und die Ergebnisse werden entweder gar nicht oder nur unvollständig publiziert", so Mühlhauser. Sie bezieht sich dabei auf eine Analyse des Fachmagazins Lancet aus dem Jahr 2014, das die biomedizinische Forschung untersucht hat.
Die Liste der nicht optimalen, sogar teilweise schädlichen Medizin durch schlechte Wissenschaft sei lang, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Beispiel hierfür sei die Behandlung von älteren Menschen mit Diabetes und die jahrelange Praxis der Ärzte, den Blutzuckerwert auf Werte abzusenken, wie sie gesunde junge Menschen aufweisen. Oder die als Kyphoplastie bezeichnete Zementierung von Wirbelkörpern bei Patienten mit Osteoporose. Sie werde noch angewendet, obwohl sie in einer der besten Fachzeitschriften schon seit 2009 als Methode beschrieben wurde, die keine Vorteile für Patienten biete. Im Gegenteil, Patienten erlitten Schmerzen und mehr Frakturen. Evidenzbasierte Medizin sei noch kein Standard, deshalb seien Überfluss und Irrtümer in der medizinischen Versorgung weiter an der Tagesordnung.
(Quelle: Süddeutsche Zeitung; ebm-netzwerk)
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