Neue Studien zur ambulanten Notfallversorgung

 

 

Ein Ergebnis der aktuellen Patientenbefragung der Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), die am 30. August 2017 in Berlin präsentiert wurde ist: Immer mehr beklagen einen schwierigen Zugang zu Fachärzten und suchen außerhalb der Praxiszeiten die Ambulanzen der Krankenhäuser auf. "Es hat doch signifikant zugenommen", stellte Matthias Jung von der Forschungs­gruppe Wahlen fest. Klagten im Jahr 2013 noch 34 Prozent der Befragten über Probleme, einen geeigneten Facharzt zu finden, waren es 2017 bereits 50 Prozent. Etwas besser sei die Lage bei den Hausärzten: Hier gaben 32 Prozent an, Schwierigkeit­en beim Zugang zu haben, 2013 waren es noch 22 Prozent.

Insbesonders am Wochenende und nachts sucht eine wachsende Zahl von Patienten die Ambulanzen der Krankenhäuser auf. 47 Prozent der Befragten gaben an, außerhalb der Öffnungszeiten der Praxen eine Klinik aufzusuchen. 2006 waren dies lediglich 26 Prozent.

Auch die aktuelle Studie vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) zeigt: Jeder zweite Patient geht ohne Not in die Notaufnahme. Für die Studie hat das UKE rund 1.300 Patienten befragt, die in die Notaufnahmen von fünf Krankenhäusern gekommen waren: das UKE, das Marienkrankenhaus, das Krankenhaus Bethesda (Bergedorf), das Krankenhaus Diako Flensburg und die Sana Kliniken Lübeck.

"Über die Hälfte der Befragten hat sich selbst eine niedrige Behandlungsdringlichkeit attestiert", so Studienleiter Prof. Martin Scherer (UKE) zum Abendblatt. Man müsse "unbedingt die Bekanntheit der Notfallnummer 116 117 der Kassenärztlichen Ver­einigungen erhöhen, bei der jeder einen dringlichen Hausbesuch anfordern kann", so Scherer weiter.

Bei einem Symposion am 5. September 2017 im UKE will sich auch die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg (KVH) zur Studie äußern. Die niedergelassenen Ärzte und die Kliniken in Hamburg treffen sich bei dem Symposion, um über die Studienergebnisse und die Idee der sogenannten "Portalpraxen" zu beraten.

"Wir brauchen eine koordinierte Notfallversorgung", sagt Maren Puttfarcken, Leiterin der TK-Landesvertretung Hamburg. "Alle Akteure der ambulanten und stationären Notfallversorgung sowie der Rettungsdienste müssen auf Basis des vom Gemeinsamen Bundesausschuss zu entwickelnden Stufenkonzepts kooperieren. Hierzu sollten in Krankenhäusern mit Notaufnahmen Portalpraxen sowie eine gemeinsame Rettungs­leitstelle für die Rufnummern 112 und 116 117 eingerichtet werden."

(Quelle: KBV; Hamburger Abendblatt; Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg, Drucksache 21/9999; Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz; UKE; TK)

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