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Speziell geschulte Mitarbeiter für Fälle von sexueller Gewalt gegen Kinder sollen verfügbar sein

Kindesmissbrauch: NRW-Familienminister fordert besseres Personal in Jugendämtern

Düsseldorf (WB). Nach den Behördenfehlern im Fall des massenhaften Kindermissbrauchs von Lügde nimmt NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) die Kommunen in die Pflicht. Sie müssten in ihren Jugendämtern sicherstellen, dass speziell geschulte Mitarbeiter für Fälle von sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche verfügbar sind.

Hilmar Riemenschneider

NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP).
NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP). Foto: dpa

»Manche Kommune steht da noch auf der Bremse – auch was die Frage der Mindestgröße von Jugendämtern angeht«, sagte Stamp dem WESTFALEN-BLATT. Darüber müsse man aber jetzt reden: »Es braucht eine bestimmte Mindestgröße, um auch über Mitarbeiter mit der geforderten Qualifikation zu verfügen.«

Stamp will »völlig katastrophale Prekariats-Zustände« verhindern

Diese Experten sollen nach Stamps Vorstellung stets bei Pflegeentscheidungen hinzugezogen werden, die nicht allein nur unter einem allgemeinen Aspekt Kindeswohl zu bewerten seien: »Der Schutz vor sexualisierter Gewalt ist ein eigener Aspekt, der zusätzlich geprüft werden muss. Und da ist nicht in jedem Jugendamt hinreichend Expertise vorhanden.« Damit konkretisiert der Minister Forderungen aus seinem vergangene Woche vorgelegten Impulspapier für mehr Kinderschutz.

Als völlig neue Herausforderung beschreibt Stamp die zunehmende sexuelle Gewalt unter Kindern und Jugendlichen, auf die eine Vertreterin der Beratungsstelle »Zartbitter« im Landtag hingewiesen hat. Er will besonders die Betroffenen-Verbände in Beratungen über die Maßnahmen einbeziehen, sie hätten einen anderen Blick als Jugendämter. »Wir haben viel darüber gesprochen, wie wir Kinder stark machen. Als wenn es nur an der Schwäche der Kinder gelegen hätte, dass sie Opfer von Missbrauch oder Mobbing werden«, meint der Minister dazu. »Es ist wichtiger, über Täterstrategien zu reden.«

Der Fall aus Mülheim, wo einer Gruppe Minderjähriger die Vergewaltigung einer 18-jährigen Frau vorgeworfen wird, spiegelt aus Stamps Sicht die prekäre Lage von aus Südosteuropa hierher gezogenen Kindern und Jugendlichen wieder. Das könne nicht Verantwortung von Jugendämtern sein. Mit den Kommunen will Stamp, der auch Integrationsminister ist, ein Konzept entwickeln: »Es ist eine Riesen-Herausforderung, dafür zu sorgen, dass wir hier nicht völlig katastrophale Prekariats-Zustände zulassen.«

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