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Stroke Unit in Warendorf eingeweiht

Für die ersten Momente nach dem Schlaganfall

Warendorf

Nach einem Schlaganfall geht es um Minuten. Damit der Weg ins Krankenhaus möglichst kurz ist, braucht es ein dichtes Netz an Stroke Units. Im Kreis Warendorf wird das nun ausgeweitet.

Von Jörg Pastoor

In der „Sky Bar“ auf dem Dach des Josephs-Hospitals gab es nach der Eröffnung der Stroke Unit die Begrüßungs- und Dankesansprachen.
In der „Sky Bar“ auf dem Dach des Josephs-Hospitals gab es nach der Eröffnung der Stroke Unit die Begrüßungs- und Dankesansprachen. Foto: Jörg Pastoor

Warendorf hat seit Samstag eine eigene Stroke Unit. Vier Jahre nach seiner Bekanntgabe, dass das Josephs-Hospital eine solche Abteilung zur Behandlung akuter Schlaganfall-Patienten erhalten solle, eröffnete Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann die Einheit persönlich. Die Abteilung im ersten Stock wird in Kooperation mit dem St.-Franziskus-Hospital Ahlen und der überregionalen Stroke Unit im Herz-Jesu-Krankenhaus in Hiltrup betrieben; dabei nutzen die Ärzteteams auch Telemedizin.

Kooperation zwischen Warendorf, Ahlen und Hiltrup

Für den eigentlichen offiziellen Akt an der intensivmedizinischen Abteilung brauchte es nur den Schnitt durchs logo-orange Band, dann fuhren die Gäste aufs Dach der Klinik, das zur „Sky Bar“ samt Rednerbühne umfunktioniert war.

Hier erzählte Doris Kaiser zunächst etwas aus dem Nähkästchen. Die stellvertretende Kuratorin der Stiftung erinnerte an das halbe Stündchen, das Minister Laumann 2017 für die Besprechung eben jener Idee hatte, eine Stroke Unit nach Warendorf zu holen. Dank Schnittchen, Obst und guten Gesprächen wurden es an dem Abend doch zwei Stunden. Fünf Jahre später sei Realität geworden, was der Minister dem Haus zum 175-jährigen Jubiläum versprochen habe – „D.“ Dafür danke sie, auch im Namen des Kuratoriums.

Doris Kaiser an Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann

Karl-Josef Laumann ließ Kritik nicht unter den Tisch fallen. Dass es vier Jahre gedauert habe, weil es aus wirtschaftlichen Erwägungen zwischen konkurrierenden Häusern um vier Betten gegangen sei, „zeigt, dass es so nicht weitergehen kann.“ Solche Prozesse müssten schlicht schneller gehen, und dafür stehe er ein. Die Zeit „solitär stehender Krankenhäuser“ sei vorbei, heute könne es nur um Kooperation gehen – auch trägerübergreifend. Rein wirtschaftliche Orientierung sei mit ihm nicht drin: „Der kranke Mensch ist für mich kein Marktteilnehmer, sondern auch Hilfesuchender.“ Es könne nicht sein, dass die Häuser ihren eigenen Mix aus Versorgungsangeboten haben und dann der Nachbar sage „Ich mach‘ das auch!“

Wichtiger Zeitgewinn bei akutem Schlaganfall

Ein Rettungswesen könne bei Ausbildung und Fahrzeugbestand auf dem neusten Stand sein, meinte Landrat Dr. Olaf Gericke in seiner Ansprache – es gehe bei Schlaganfällen immer um Minuten. „Die Fahrtzeiten sind das Nadelöhr, durch das man hindurch muss.“ Deshalb sei die Stroke Unit aus seiner Sicht so wertvoll, weil die Patienten im ländlichen Raum diese essentiell wichtige Zeit gewinnen.

Persönlich Danke sagen wollte Peter Horstmann. Der Bürgermeister machte öffentlich, dass sein Vater 17 Jahre zuvor einen schweren Schlaganfall erlitten hatte. Deshalb sei die Eröffnung der neuen Station „ein guter Tag für Warendorf“.

Für den Gesamtvorstand der St.-Franziskus-Stiftung begrüßte Dr. Daisy Hünefeld die Gäste, zu denen auch Bundestagsabgeordneter Reinhold Sendker, die Chefärzte Dr. med. Jürgen Biermann (Josephs-Hospital) Dr. med. Wolfgang Kusch (Herz-Jesu-Krankenhaus) und Dr. med. Mohammed Jaber (Ahken/Hamm/Beckum) wie der ehemalige Ärztliche Direktor Dr. Thomas Dorsel gehörten. Diese telemedizinische Abteilung schließe eine „geografische Lücke im Schlaganfallversorgungsnetzwerk“ des nördlichen Kreisbereichs. Das Projekt sei eine Besonderheit für das Land; das Warendorfer Haus hat keine eigene Neurologie, weshalb diese Expertise aus Hiltrup verfügbar gemacht werde. Weitere Besonderheit: Die Klinik Maria Frieden in Telgte sorgt für die stationäre Rehabilitation nach der Akutbehandlung.

Dr. Daisy Hünefeld

Kurz vor seinem Start beim Emsseelauf dankte Vorstandsvorsitzender Peter Goerdeler Minister Laumann für das „große Geschenk an die Menschen in der Region“ und allen Beteiligten für ihren Einsatz, bevor die Gäste in der Sky Bar die durch die Morgenwolken gebrochene Spätsommersonne genießen konnten.