Sprechstunde im Vorgarten - Mobil Sorglos auf Jungfernfahrt

Die Herscheider Seniorin Gabriele Bellgart staunte an diesem Dienstagmorgen nicht schlecht, als das umgebaute Wohnmobil des Projektes "Mobil Sorglos" kurz vor 11 in ihren Vorgarten am Falkenweg rollte. Die Herscheider Seniorin hatte das Mobil zwar mit Vorfreude erwartet - dass die persönliche Videosprechstunde mit ihrem Psychologen vor ihrer eigenen Haustür so unkompliziert ablaufen könne, als würde sie tatsächlich in der Praxis sitzen, hatte sie nicht gedacht. "Es hat gut geklappt. Das können wir im April genau so wiederholen, dann muss ich nicht bis nach Plettenberg fahren", freute sich die Probandin, die mit diesem Termin ein Stück Herscheider Gemeindegeschichte geschrieben hat.

Das sogenannte Mobil B ist eine rollende Beratungsräumlichkeit. Das umgebaute Wohnmobil bringt aber nicht Mediziner, Berater oder Psychologen nach Hause, sondern bietet die technischen Voraussetzungen für einen entsprechenden Videochat direkt vor der eigenen Haustür. Dazu wurde das angemietete Fahrzeug so umgebaut, dass Fahrerkabine und Beratungsraum durch eine Wand voneinander getrennt werden, sodass eine datenschutzkonforme Atmosphäre entsteht und eine diskrete Beratung unter vier Augen stattfinden kann. Ebenfalls wurden die technischen Voraussetzungen geschaffen, damit auch in den Außenbereichen von Plettenberg und Herscheid eine gute Internetverbindung gegeben ist.

"Es fühlte sich so an, als würde ich bei Herrn Boncek in der Praxis sitzen. Wir konnten uns ganz normal unterhalten und ich musste dafür einfach nur in meinen Garten gehen", freute sich die Seniorin nach ihrer ersten Videosprechstunde.

Aber nicht nur die Herscheider Probandin war vor diesem besonderen Termin etwas aufgeregt, denn auch Meryem Yilmaz aus dem Herscheider Sozialamt und Demografieberaterin Dr. Vera Gerling sind erleichtert. "Wir haben jetzt insgesamt drei Jahre auf diesen besonderen Tag hingearbeitet, deshalb freuen wir uns umso mehr, dass alles so reibungslos geklappt hat und wir endlich richtig durchstarten können", ist Meryem Yilmaz froh.

Die Idee für das Projekt entstand bereits 2019 im Rahmen eines Treffens des Gesundheits- und Pflegenetzwerkes Plettenberg-Herscheid. Im vergangenen Jahr konnte der erste Teil des Projektes mit einem Lieferservice für mobil eingeschränkte Bürgerinnen und Bürger aus Plettenberg und Herscheid umgesetzt werden.

Das Projekt wird im Rahmen des Bundesentwicklungsprogramms „Ländliche Entwicklung – LandMobil“ gefördert und ist zunächst auf eine Dauer von zwei Jahren ausgelegt. Die Gesamtkosten in Höhe von 200 000 Euro werden zu 90 Prozent durch Fördermittel vom Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft aufgebracht. Die verbleibenden Kosten werden die kooperierenden Kommunen Herscheid und Plettenberg aufbringen. 

In der vergangenen Woche wurde dann der zweite Teil, das sogenannte Mobil B bei Wick Hellmobil in Plettenberg abgeholt und nach einigen Testläufen endlich richtig starten. Mit dabei war natürlich auch der ehrenamtliche Fahrer Eberhard Kaufmann, der der Seniorin bei ihrer ersten Videosprechstunde mit Rat und Tat zur Seite stand.

Auch ein Kamerateam des Westdeutschen Rundfunks hatte sich die Gelegenheit der ersten Videosprechstunde nicht entgehen lassen, um einen Videobeitrag zu drehen, der hier nachträglich geschaut werden kann.

Den Beitrag mit Vera Gehrling gibt's hier.

Begleitet wird das Projekt des Gesundheits- und Pflegenetzwerkes Plettenberg-Herscheid von den Sozialämtern der beiden Kommunen. Ansprechpartner sind in erster Linie Meryem Yilmaz (Herscheid: Tel. 02357/ 909325) und Christiane Wilk (Plettenberg (02391/ 923187). Dr. Vera Gerling, Demografieberaterin der Gemeinde und der Stadt Plettenberg, ist von Beginn an ebenfalls mit im Boot und unterstützt die Verantwortlichen, wo sie kann.

Sollten Sie eine Sprechstunde vereinbaren wollen oder selbst anbieten wollen, melden Sie sich bitte bei den oben genannten Ansprechpartnern.

Weitere Infos zum Projekt gibt es hier nachzulesen.