Ab dem 1. Mai sollen Patientinnen und Patienten in Deutschland vor einer Klinikbehandlung online das bestgeeignete Krankenhaus aussuchen können. Ein entsprechender Klinik-Atlas solle dann online zugänglich sein, kündigte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) an. Die geplante große Klinikreform soll dann folgen. "Die Krankenhausreform ist zurück in der Spur", sagte Lauterbach. Die Blockade eines zur Reform gehörenden Gesetzes zur Krankenhaustransparenz sei gelöst.

Der Klinik-Atlas soll Auskunft darüber geben, wie viel Erfahrung eine Klinik mit bestimmten Eingriffen hat. Lauterbach zeigte sich zuversichtlich, dass das dafür nötige Transparenzgesetz am 22. März im Bundesrat beschlossen werden könne. Zuvor ist das geplante Regelwerk Gegenstand im Vermittlungsausschuss von Bundesrat und Bundestag. Der Bundesrat hatte das Gesetz zunächst mehrheitlich abgelehnt und die Reform dadurch blockiert.

Nach Angaben von Lauterbach soll die umfassendere Klinikreform dann am 24. April im Bundeskabinett verabschiedet werden. Zuvor solle sie mit den Ländern beraten werden. Die Länder hatten Lauterbach in der Gesundheitsministerkonferenz unter Druck gesetzt, den Gesetzentwurf mit Änderungswünschen der Länder schnell auf den Weg zu bringen.

"Überangebot an Kliniken"

Kernstück der Krankenhausreform insgesamt ist ein neues Vergütungssystem, das die Kliniken von dem ökonomischen Druck befreien soll, immer mehr Patientinnen und Patienten zu behandeln. Zudem sollten "große Qualitätsdefizite" durch mehr Spezialisierung vermindert werden, sagte Lauterbach. So werde heute ein Drittel der Krebsbehandlungen in jenen zwei Dritteln der deutschen Kliniken durchgeführt, die sich darauf mangels Erfahrung gar nicht gut verstünden.

Die Reform wird nach Prognose Lauterbachs die Kliniklandschaft deutlich verändern, manche Kliniken vor allem in westdeutschen Großstädten dürften dann abgebaut werden. "Es ist ganz klar, dass wir ein Überangebot an Kliniken haben", sagte Lauterbach. In überversorgten Städten seien Belegungen von nur 50 bis 70 Prozent keine Seltenheit. "Das Personal fehlt uns für andere Einrichtungen. Daher haben wir zu viele Kliniken." Künftig könnten etwa große medizinische Versorgungszentren an die Stelle von heutigen Kliniken, die nicht mehr gebraucht würden, treten.

Gleichzeitig gebe es unterversorgte Gebiete in ländlichen Regionen. Auch durch Zuschläge sollten Kliniken hier am Netz gehalten werden, sagte der Minister.