Die Berücksichtigung von Geschlechterspezifika muss in unserem Gesundheitssystem von einem "nice-to-have" zu einem "must-have" werden, sagte Barbara Steffens, Leiterin der Landesvertretung der Techniker Krankenkasse (TK) Nordrhein-Westfalen (NRW) auf dem Medica Econ Forum by TK.
"Wir müssen bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens die Chance nutzen, geschlechtsspezifische Parameter von Anfang an zu implementieren", sagte Steffens in ihrem Impulsreferat zu der Diskussionsrunde "Chancen der Digitalisierung für eine gendergerechte Gesundheitsversorgung".
Bereits bei der Zulassung von Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) sollte beispielsweise überprüft werden, ob geschlechtsspezifische Aspekte bei der Entwicklung berücksichtigt worden sind. Zudem sollten DiGA einer Outcome-Qualitätskontrolle unterliegen, die eine nach Geschlecht differenzierte Compliance bei deren Nutzung erfasst, forderte die TK-Landeschefin.
Apps alleine wirken nicht, sie müssen von einer belastbaren Arzt-Patienten-Kommunikation flankiert werden, ergänzte Professorin Dr. Gertraud Stadler, Leiterin der Geschlechterforschung in der Medizin an der Charité in Berlin. Die geschlechtersensible Perspektive müsse in der Gesellschaft ankommen und dürfe nicht auf die Medizin beschränkt bleiben.
Dr. Ute Seeland, Vorstandsvorsitzende Deutsche Gesellschaft für Geschlechtsspezifische Medizin, appellierte an die Verantwortlichen im Gesundheitssystem, den Rückenwind zu nutzen, den die Gendermedizin durch den Koalitionsvertrag bekommen habe. "Wir dürfen wir jetzt nicht den Fehler begehen, die geschlechterspezifische Erfassung der Gesundheitsdaten zu verpassen", mahnte Seeland.
Dass Gesundheitsdaten interoperabel und geschlechtsspezifisch erfasst würden, sei die Voraussetzung für eine personalisierte Medizin, erklärte Dr. Anke Diehl, Chief Transformation Officer des Universitätsklinikums Essen. Bei der Entwicklung medizinischer Apps müsse das Geschlecht stärker berücksichtigt werden, um die Zielgruppen besser zu erreichen.
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