Prof. Dr. h. c. Christel Bienstein ist Präsidentin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK e. V.) und eine der profiliertesten Vertreterinnen der professionellen Pflege in Deutschland. Sie hat 1995 das Department Pflegewissenschaft an der Universität Witten/Herdecke gegründet und bis 2017 geleitet. Frau Professorin Bienstein wurde für ihre Verdienste um die Pflegewissenschaft 2004 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Wir haben sie gefragt: Was hilft gegen den Fachkräftemangel in der Pflege, Frau Professorin Dr. Bienstein?
Bienstein: An erster Stelle trägt die Akademisierung in der Pflege dazu bei, die pflegerisch-medizinische Versorgung für die Bevölkerung sicherer zu gestalten. Damit gelangen neuste Studienergebnisse in die Praxis, zum Beispiel können Krankenhauseinweisungen von Bewohnerinnen und Bewohnern aus Pflegeeinrichtungen deutlich reduziert werden. Außerdem wird der Pflegeberuf damit attraktiver für Personen, die für sich einen "Lebensberuf" wählen.
TK: Ist zu befürchten, dass bei zunehmender Akademisierung gleichzeitig der Personalmangel in der zugewandten Pflege größer wird?
Bienstein: Studien belegen, dass Absolventinnen und Absolventen von Bachelorstudiengängen in der direkten pflegerischen Versorgung verbleiben. Auch Absolventinnen und Absolventen von Masterstudiengängen finden zunehmend Arbeitsangebote, die sich mit der Verbesserung der qualitativen Versorgung bestimmter Patientinnen und Patienten, zum Beispiel onkologisch erkrankter Menschen, in der Praxis beschäftigen und die das sogenannte Advanced Practice Nursing-Konzept umsetzen. Besonders Pflegende mit einem Masterabschluss Community Health Nursing werden dazu beitragen, dass die Gesundheitsversorgung präventiver ausgerichtet wird.
TK: Wie bewerten Sie die neuen Erleichterungen für Anerkennungsverfahren für ausländische Pflegefachkräfte und reichen diese aus, um dringend benötigte Pflegefachpersonen für die Versorgung in Deutschland zu gewinnen?
Bienstein: Es ist ein guter Weg, die Anerkennung von Pflegefachpersonen aus dem Ausland rascher zu gestalten. Bisher dauern diese bis zu drei Jahre, bevor sie als Pflegefachperson die Arbeit aufnehmen können. Voraussetzung ist weiterhin vor allem die Beherrschung der deutschen Sprache. Pflegende arbeiten dicht mit den Patientinnen und Patienten zusammen und müssen deren Anliegen verstehen und darauf reagieren können.
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