Kinder könnten besser vor Gewalt geschützt werden, wenn sich die Akteure im Gesundheitswesen und in der Jugendhilfe stärker vernetzen und gemeinsam handeln würden. In bis zu 80 Prozent der Fälle könnten so Gefährdungen bereits um den Zeitpunkt der Geburt herum erkannt werden, sagte Dr. Wilfried Kratzsch, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsches Forum Kinderzukunft. Die Stiftung sei vor zehn Jahren gegründet worden, weil Ärzte sich selbstkritisch gefragt hätten, wie sie in der Verantwortung ständen, um Kindeswohlgefährdung zu verhindern, erklärte Kratzsch.
An zwölf Geburtskliniken in zehn nordrhein-westfälischen Städten habe die Stiftung bereits ein Präventionsmodell zur Verhinderung von Kindesmissbrauch initiiert. Weitere Standorte seien geplant, erläuterte Kratzsch. Seit 2018 gebe es zudem einen Interprofessionellen Qualitätszirkel (IQZ), der Moderatorentandems ausgebilde, sagte Dr. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein und Kuratoriumsmitglied der Stiftung Deutsches Forum Kinderzukunft. Diese Tandems seien jeweils mit einem Mediziner und einem Vertreter der Kinder- und Jugendhilfe besetzt.
Neben dem interprofessionellen Austausch sei auch der interkollegiale Austausch von Medizinern bei Gefährdungsverdacht wichtig, betonte Dr. med. Thomas Fischbach, Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Deutsches Forum Kinderzukunft und Präsident der Kinder- und Jugendärzte Deutschlands e. V. auf der Pressekonferenz. Viele Familien, die vom Kinderarzt auf einen Verdacht angesprochen würden, wechselten zu einem anderen Arzt. Eine denkbare Lösung wäre eine anonymisierte Datenbank, in der entsprechende Informationen hinterlegt werden könnten, so Fischbach.
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